WIR BERGMÄNNER: Alles wegen der Kohle
Konzeption, Text und Fotografie
Bergmänner haben Deutschlands Industriegeschichte und Entwicklung maßgeblich geprägt. So auch im oberbayerischen Penzberg bis zum Jahr 1966. Lange Zeitg ist die Zeche einer der wenigen Arbeitgeber gewesen, sodaß für viele Männer keine Alternative zum Broterwerb unter Tage bestand. Bevor sich der Vorhang einer Epoche für immer schließt, konnte ich 30 Penzberger Bergmänner in Bildnissen festhalten. Die Zeit der körperlichen Arbeit unter Tage und die Zeit der Vertreibungen vieler Menschen, die als Bergmänner in Penzberg wieder Arbeit gefunden haben, sind nur noch persönliche Erinnerungen. Geheilt sind dabei nur die sichtbaren Wunden. Viele schicksalhafte Lebenswege und Erinnerungen bleiben im Inneren geborgen - und arbeiten dort weiter.
Auftrag: Regional- und Kulturförderung.
Die Lebensleistungen dieser Menschen sind Bestandteile der Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt geworden. Bergmänner aus vielen europäischen Ländern haben gemeinsam mit einheimischen Bürgern eine Stadt erbaut und für sich und die folgenden Generationen zu einer Heimat gemacht. Unerwartet, aber verdienterweise, werden einige Bergmänner dieser Epoche nun noch einmal auf der Bühne des gesellschaftlichen Lebens wahrgenommen.
Projektskizze: Die Bergmänner zu fotografieren, war erst möglich, nachdem ich dem Bergknappenverein beigetreten war. Auch ist die Bereitschaft zu den Aufnahmen anfänglich nicht sehr groß gewesen. "Was willst Du denn mit uns alten Hammeln, was haben wir denn schon gemacht", waren geläufige Begründungen. "Ihr seid die meiste Zeit unter der Erde gewesen und habt über euren Köpfen eine Stadt aufgebaut. Ist das etwa nichts?" Diese Bescheidenheit hat mich beeindruckt und war eine Motivation, das Projekt für die Penzberger Bürger in eine Ausstellung umzusetzen.
Mein "Assistent" während des Shootings | Ausstellung im Stadtmuseum Penzberg
Im Anschluss der Portraitserie mit den Bergmännern entstand die Idee, warum denn nicht ebenso die Frauen mit der Kamera aufnehmen. Auch sie hatten ja einen sehr bedeutenden Anteil am Aufbau Penzbergs. Im besonderen weil sie die Erziehung der Kinder beinahe als Alleinerziehende auf sich nehmen mussten, und nicht selten zusätzlich im Bergwerk das Brot für die Familie mitverdienen halfen. Die Männer waren unter Tage und nach langen Schichten oftmals verständlicherweise erschöpft. Es blieb bei einem Musterfoto, das Projekt kam leider bisher nicht zustande. Oft ist es sinnvoll, die Gelegenheit beim Schopf zu packen, bevor die Zeit die Türen schliesst. Ich hätte den Müttern gerne einen roten Teppich ausgerollt...
Auf der Fotografie: Berta Meier
VG Bild-Kunst Urheber Nummer 644345
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