Frühe Fotografien und neue Bedeutungen
1990:2020
LANZAROTE – ACHT TAGE PAUSCHAL
Fotoausstellung in der Stadtbücherei Bad Tölz
Konzeption, Text und Fotografie
Ein Urlaub noch ohne die Gemeinschaftswährung Euro, mit Telefonzellen, für die man Münzen in Fremdwährung benötigt, will man zuhause anrufen. Die Idee des Smartphones ist noch nicht in der Welt. Das Internet entkommt gerade den Laborversuchen am CERN, die Wende des November 1989 ist noch frisch in unseren Erinnerungen, eine neue Welt ohne das Martyrium zerstrittener globaler Blockbildungen unsere große Hoffnung.
Aber ein Jahr zuvor schon beginnt in Kuwait mit dem Golfkrieg jedoch auch für Europa wieder eine neue Zeit politischer Unruhen. Das Internet wird ab 1993 ausschlaggebend für den Beginn der Digitalen Revolution. Dann der 11. September 2001, an dem der Zusammenbruch des World Trade Centers New York und die Welt verändert. 2007 präsentiert Steve Jobs das erste iPhone, das von nun an für milliarden Menschen zum täglichen Begleiter wird. Al Kaida ist zum neuen Gegner für die Mächtigen der Welt geworden, und für die Armen zum Ende ihrer bescheidenen Hoffnungen auf Glück.
Die weltweite Finanzkrise bricht aus. Durch Edward Snowden werden die Möglichkeiten, das Internet durch Staaten missbrauchen zu lassen, aufgedeckt. Die unzähligen Sünden der Kirchen, die eigentlich mehr denn je gebraucht werden, verstören die Menschen.
2017 wird Donald Trump zum Präsidenten der USA gewählt. Das Versagen der Politik erzwingt die durch Flüchtlinge der Kriegsgebiete im Mittleren Osten ausgelöste Krise der Europäischen Staaten. England verlässt die EU. Rechtsnationale Gesinnungen erschweren den gesellschaftlichen Frieden.
Dann 2018 ein Hoffnungsschimmer durch die Jugend: die Fridays For Future-Bewegung. Weltweit nehmen junge Menschen ihr Schicksal in die Hände, bisweilen zum Entsetzen des Establishments.
Und nun die Zeit der Masken. Ein Virus lähmt die Welt. Die digitale Kommunikation erhält einen fulminanten Auschwung. In einer Phase der Neuorientierung kann die Heimat zum Hort der Besinnung werden. Die Zeit sollte nun etwas träger fließen, um den Menschen Zeit zur Reformation zu geben. Die 1990 aufgenommenen Fotografien aus Lanzarote lassen im Rückblick ein schwerfällig gewordenes Europa erahnen. Eine Zeit, in der das Sehnen nach dem Nichtstun für manchen Zeitgenossen erstrebenswerter zu sein schien als die Frage nach der Gestaltung eines sinnvollen Arbeitslebens.
Ilja Leonard Pfeijffer: „Das Problem ist: In Europa gibt es so viel Vergangenheit, dass kaum Platz für die Zukunft bleibt. Ich glaube, Europäer sind weniger optimistisch als der Rest der Welt, aber auch weniger naiv.“
Am Ende der Ausstellung erhebt sich ein gealteter Bauer von seinem Gartenstuhl und geht zum Säen auf sein Feld. Das sollte Hoffnung geben.
Ralf Gerard | 2020
VG Bild-Kunst Urheber Nummer 644345
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